Was ist Legasthenie?
Was ist Dyskalkulie?



Unter Legasthenie versteht man eine spezielle Lese-Rechtschreibschwäche, während es sich bei Dyskalkulie um eine spezielle Rechenschwäche handelt.

Jedes legasthene oder dyskalkule Kind hat seine eigene Form dieser Schwäche, wobei die Kinder meist durchschnittliche bis überdurchschnittliche Intelligenz aufweisen. Forschungen der letzten Jahre habe ergeben, dass Legasthenie und Dyskalkulie genbedingte Veranlagungen sind - also, dass niemand etwas "dafür kann" oder "Schuld daran ist". Diese Veranlagung beeinflusst die Sinneswahrnehmungen.

Legasthene und dyskalkule Kinder zeigen oft ganz besondere Fähigkeiten. Sie sind beispielsweise meist ausgesprochen kreative Menschen, sind sehr einfühlsam und äußerst phantasievoll. Häufig sind sie auch technisch sehr begabt. Manchmal gilt es diese besonderen Talente erst zu entdecken, da sie durch die schulischen Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen überlagert werden. Die vielen Frustrationen, die legasthene und dyskalkule Menschen schon erlebt haben, lassen sie oft an all ihren Fähigkeiten zweifeln.

Anzeichen für eine möglicherweise vorhandene Legasthenie/Dyskalkulie können sein:



  • häufige Unaufmerksamkeit beim Lesen, Schreiben und/oder Rechnen, Verträumtheit, leichte Ablenkbarkeit

  • beim Lesen, Schreiben und/oder Rechnen häufen sich bestimmte Fehler
    • Buchstaben werden ausgelassen, hinzugefügt oder vertauscht
    • ähnliche Buchstaben werden oft verwechselt (z.B. b und d)
    • das Kind liest nicht genau, was geschrieben steht
    • es wiederholt Teile beim Lesen, liest langsam und stockend, verliert die Zeile häufig, etc. und liest überhaupt sehr ungern
    • das Kind bekommt lieber vorgelesen als selbst zu lesen
    • Einer und Zehner werden vertauscht, ähnliche Ziffern werden verwechselt (z.B. 6 und 9, 7 und 1)
    • Rechnungen werden oft durch Zählen statt durch Rechnen gelöst
    • das Kind beginnt Rechnungen oft neu
    • auch einfache Additionen sind nur schriftlich lösbar
    • die Rechenarten Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division werden oft vertauscht
    • Sachaufgaben sind nur schwer lösbar
    • die Stellenwerte und die Ziffer "Null" stellen oft ein Problem dar


  • Zahlen und Spiele mit Zahlen werden abgelehnt, ebenso kein Interesse an Preisen und dem Wert des Geldes

  • Memories, Puzzles, Dominos ... werden nicht gerne gespielt

  • Es besteht Angst vor Mathematik, dem Mathematiklehrer und der Mathematikschularbeit

  • Es besteht Angst vor dem Fach Deutsch, dem Deutschlehrer und der Deutschschularbeit

  • Die Uhrzeit und Reihenfolgen wie Wochentage und Monate werden nur schwer erlernt

  • Schwierigkeiten beim Schuhbänder binden, Ball fangen, Schnur springen

  • Die Schrift ist oft unleserlich und das Kind allgemein sehr unordentlich, weil es unorganisiert ist

Meist gab es schon im Kleinkindalter Hinweise auf eine eventuell vorliegende Legasthenie/Dyskalkulie. Das Kind hatte z.B. eine kurze oder gar keine Krabbelphase und lernte sehr spät gehen und/oder zeigte eine Abneigung gegen das Lernen von Reimen und Kinderliedern. Ebenso deuteten die Ablehnung von Domino- und Memoryspielen sowie Puzzles darauf hin. Auch Schwierigkeiten mit der Schere oder mit Besteck umzugehen oder beim Binden von Maschen waren Hinweise, wie auch Probleme Reihenfolgen einzuhalten wie etwa beim Perlenfädeln oder Reime klopfen.
Freilich war den meisten Eltern, genauso wie mir, zu diesem Zeitpunkt über Legasthenie eigentlich gar nichts bekannt. Daher konnten wir alle diese Signale auch gar nicht wahrnehmen.

Ist mein Kind wirklich von Legasthenie oder Dyskalkulie betroffen?



Die Antwort darauf lässt sich unter anderem mit Hilfe des AFS-Tests finden. Wenn mehrere der oben angeführten Aussagen auf Ihr Kind zutreffen, ist es sinnvoll, das Kind von einem ausgebildeten Legasthenietrainer testen zu lassen.

Durch den Computertest kann der Legasthenietrainer feststellen, ob es sich tatsächlich um Legasthenie und/oder Dyskalkulie handelt oder ob eine einfache Leserechtschreibschwäche vorhanden ist.

Dies festzustellen ist deshalb wesentlich, da es bei vorhandener Legasthenie bzw. Dyskalkulie nicht ausreicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen zu üben, sondern auch ein Training der Sinneswahrnehmungen und der Aufmerksamkeit notwendig ist.

Nur so können im Laufe der Zeit Verbesserungen beim Lesen, Schreiben und Rechnen erzielt werden. Das Kind hat auf Grund seiner differenzierten Sinneswahrnehmungen Probleme beim Erkennen von Buchstaben, Zahlen, Räumen etc. und dadurch kommt es zu Wahrnehmungsfehlern. Daher müssen zu allererst die Wahrnehmungen und die Aufmerksamkeit verbessert werden, um dann auch im Bereich der Symptome Erfolge erzielen zu können.

Kann man in jedem Alter mit dem Training beginnen?



Grundsätzlich ist ein Legasthenietraining in jedem Alter möglich. Die Methoden des Trainings variieren jedoch.

Die Hauptzielgruppe sind SchülerInnen im Alter von 6 - 14 Jahren. Je früher mit dem konsequenten Training begonnen wird, desto schneller können sich Erfolge einstellen und umso mehr Frustrationserlebnisse können vermieden werden.

Es können auch ältere Jugendliche und Erwachsene noch gute Erfolge erzielen. Jedoch sind ein äußerst starker Wille Verbesserungen zu erzielen und viel Ausdauer dafür Voraussetzung. In dieser Altersgruppe findet das Training im Bereich der Aufmerksamkeit und der Symptome statt, da die Sinneswahrnehmungen nicht mehr in dem Ausmaß trainiert werden können wie bei jüngeren Menschen.

Auch im Vorschulalter kann bei Vorliegen der oben angeführten Hinweise ein speziell auf Kleinkinder abgestimmtes Training stattfinden. Dieses konzentriert sich dann auf die visuellen und auditiven Sinneswahrnehmungen, sowie auf die Orientierung im Raum. Symptomtraining findet nicht statt, da die Kinder ja noch keinen Kontakt mit Symbolen wie Buchstaben und Zahlen haben.

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